
Die Jahrhundertchance Graz
Ziele/Ideen
Wie bringt man den Durchgangsverkehr aus der KernStadt? In den 50-er und 60-er Jahren wurde die Stadt möglichst autogerecht gestaltet und wurden wichtige Stadtstraßen sowie die beiden Murufer dem Autoverkehr „geopfert“.
Wie schafft man eine Verbindung zum Wasser? Damit ging die Verbindung der Menschen mit ihrem Fluss verloren.
Wie beschleunigt man die Straßenbahn? Diese Straßen mit Durchgangsverkehr (ca. 17.000 Kfz/Tag) behindern die Straßenbahnen mit 40.000 Fahrgästen am Tag durch zahlreiche, nur für den Autoverkehr erforderliche Ampelanlagen.
Wie setzt man ein deutliches Signal für die Verkehrswende? Es wird seit Jahrzehnten mit lauter kleinen und kleinsten Schritten an einer Änderung gearbeitet, aber es gibt kein Zeichen mit großer Signalwirkung.
Wie verbindet man beide Murufer? In Graz wird das rechte Murufer allgemein als das benachteiligte Ufer gesehen, mit den beiden „Scherbenvierteln“ Gries und Lend.
Kurzbeschreibung
In Graz ist derzeit im Zentrum der Stadt eine neue Straßenbahnstrecke im Bau, die sogenannte Entlastungsstrecke. Der Bau, der fast 3 Jahre dauert, führt dazu, dass die Straßen, durch die diese Linie führt oder die sie quert, für längere Zeit für den Autoverkehr gesperrt sind – der somit außen herum fahren muss. Nach Abschluss des Baus soll der Autoverkehr großteils wieder „zurückfluten“ – so jedenfalls die derzeitige Planung der Stadt. Die „Jahrhundertchance“ ist ein Verkehrskonzept, das den Durchgangsverkehr nicht mehr zulässt. Es wird mit sehr geringem Aufwand diesen Bau als Chance nutzen, diesen Bereich der Stadt aufzuwerten. Es eröffnet eine einzigartige Gelegenheit, die Ufer des Stadtflusses (der Mur) wieder als lebendigen Raum zu gestalten und somit die Innenstadt zu erweitern und voranzubringen. Die Straßen und Plätze entlang der Strecke sollen zu einer neuen Prachtmeile aufblühen, während die Murufer sich zu authentischen „Murpromenaden“ entwickeln.
Resultate
Größter Erfolg war die gezielte Kommunikationsstrategie für die Jahrhundertchance. Die Informationen wurden auf Verständlichkeit aufbereitet. Es wurde bewusst der wirtschaftsfreundliche Aspekt des Konzepts in den Vordergrund gestellt, und es wurde gezielt wichtige Stakeholder zuerst angesprochen: z.B. Wirtschaftstreibende, Kulturbetriebe, Bezirksvorsteher – und erst danach die Politik und Öffentlichkeit. Insgesamt gab es über 40 Präsentationen. Die Einbeziehung von Stakeholdern in die Kommunikation führte zu einer exzellenten Presse: auch Medien, die oft gegen die Verkehrswende schreiben, berichteten sehr positiv. Zahlreiche Personen aus dem öffentlichen Leben, Institutionen, Betriebe, NGOs haben ihre Unterstützung des Konzepts öffentlich kundgetan und eine Unterstützungsplattform ist im Aufbau.
Die Verkehrszählungen haben einen 60%-igen Rückgang des lokalen Verkehrs bewiesen und dokumentiert, dass sich die Kreuzungsüberlastungen im Umfeld in Grenzen hielten.